Mit dem Oechsle-Grad (Oechsle) wird der Zuckergehalt in Weintrauben sowie im Mostsaft angegeben. Die offizielle Maßeinheit ist nach ihrem Erfinder Christian Ferdinand Oechsle (1774 – 1852) benannt, welcher sich im baden-württembergischen Pforzheim als Mechaniker und Goldschmied betätigte.
Zunächst entwickelte er in seiner Werkstatt eine spezielle Mostwaage, die ermitteln konnte, um wie viel Gramm ein Liter Most bei einer Umgebungstemperatur von 20° Celsius schwerer ist als die gleiche Menge Wasser. Während des Gärungsprozesses wird (Most-) Zucker in Alkohol umgewandelt. Durch die Anwendung der Oechsle-Grade können somit Rückschlüsse auf den Alkohol eines Weines angestellt werden. Mittlerweile wird in der EU der Oechsle-Grad auf Flaschen nicht mehr angegeben und wurde durch die prozentuale Angabe des Alkoholgehalts ersetzt. Zur Messung des Oechsle-Grades wird ein optisches Sichtgerät, das sogenannte Refraktometer, verwendet. Entscheidend für die Messung ist, dass die Zuckermoleküle den Lichteinfall bei einem bestimmten Winkel brechen. Der entsprechende Oechsle-Wert lässt sich darauf aus einer Skala ablesen.
Das deutsche Weingesetz schreibt vor diesem Hintergrund vor, dass beispielsweise Spätlesen eine Mindestmenge von 85 Grad Oechsle enthalten müssen. Für Trockenbeerenauslesen gilt derzeit eine Untergrenze von 150 Grad Oechsle. Ein Most mit 80 Grad Oechsle ergibt bei einer vollständigen Vergärung einen Wein mit einem Anteil von 84 Gramm Ethanol pro Liter. Diese entspricht einem Alkoholgehalt von etwa 10,6 Prozent Vol.
Entgegen eines weit verbreiteten Irrglaubens kann durch die Bestimmung des Oechsle-Wertes keine belastende Aussage über die Qualität eines fertigen Weines getroffen werden. Auch wenn eine vergleichsweise süße Traube zu einem besonders hohen Alkoholgehalt beitragen kann, sagt dieser Umstand nichts über den Geschmack des Erzeugnisses aus, da hierbei wesentlich mehr Einflussfaktoren, wie zum Beispiel der Säuregehalt, eine wichtige Rolle spielen.